Warum der Wechsel von der GKV zur PKV keine Entscheidung für ein Jahr ist
Der Wechsel von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung gehört zu den weitreichendsten finanziellen und gesundheitlichen Entscheidungen, die Sie in Ihrem Berufsleben treffen. Anders als bei einem Stromanbieterwechsel oder einem neuen Handyvertrag ist die PKV eine langfristige Weichenstellung – oft für mehrere Jahrzehnte oder sogar das gesamte restliche Leben.
Viele Angestellte erreichen im Laufe ihrer Karriere die Versicherungspflichtgrenze und stehen plötzlich vor der Frage: GKV oder PKV? Die Entscheidung scheint verlockend einfach: bessere Leistungen, kürzere Wartezeiten, oft günstigere Beiträge – zumindest am Anfang. Doch wer die langfristigen Konsequenzen nicht versteht, kann böse Überraschungen erleben: steigende Beiträge im Alter, fehlende Familienversicherung, schwierige Rückkehr in die GKV.
Dieser Ratgeber liefert Ihnen alle Informationen, die Sie für eine fundierte Entscheidung benötigen: Welche Voraussetzungen gelten, wie der Wechsel konkret abläuft, welche Vor- und Nachteile bestehen und worauf Sie unbedingt achten sollten.
Voraussetzungen für den Wechsel: Wer kann überhaupt in die PKV?
Angestellte: Die Versicherungspflichtgrenze als zentrale Hürde
Für Angestellte ist der Zugang zur privaten Krankenversicherung an eine klare Einkommensgrenze gebunden: die sogenannte Versicherungspflichtgrenze oder Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG).
2025 beträgt diese Grenze: 69.300 Euro brutto jährlich.
Das bedeutet konkret:
- Ihr regelmäßiges Bruttojahreseinkommen muss diese Grenze übersteigen
- Wichtig: Die Grenze muss in zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren überschritten werden
- Einmalige Sonderzahlungen (Boni, Provisionen) werden anteilig eingerechnet
Praxisbeispiel 1: Erfolgreicher Wechsel Anna verdient 2024 als Softwareentwicklerin 72.000 Euro brutto jährlich. 2025 steigt ihr Gehalt auf 75.000 Euro. Sie hat die Grenze in zwei aufeinanderfolgenden Jahren überschritten und kann zum 1. Januar 2026 in die PKV wechseln.
Praxisbeispiel 2: Gescheiterter Wechsel Michael verdient 2024 durch einen Bonus 71.000 Euro. 2025 liegt sein reguläres Gehalt bei 66.000 Euro (ohne Bonus). Er unterschreitet die Grenze im zweiten Jahr und bleibt versicherungspflichtig in der GKV.
Wichtig für die Berechnung:
- Zählt: Grundgehalt, regelmäßige Zulagen, anteilige Boni und Provisionen
- Zählt nicht: Einmalige Abfindungen, Urlaubsgeld (wenn nicht vertraglich garantiert), variable Zuschüsse
Selbstständige und Freiberufler: Freier Zugang ohne Einkommensgrenze
Selbstständige, Freiberufler und Gewerbetreibende haben es einfacher: Sie können jederzeit und ohne Einkommensvoraussetzungen in die PKV wechseln. Es gibt keine Versicherungspflichtgrenze, keine Wartezeiten und keine bürokratischen Hürden – zumindest was die formalen Voraussetzungen angeht.
Allerdings gilt auch hier: Die Gesundheitsprüfung muss bestanden werden, und die finanzielle Tragfähigkeit sollte langfristig gesichert sein.
Beamte und Beamtenanwärter: PKV als Standardmodell
Beamte haben von Beginn ihrer Laufbahn an Zugang zur PKV – und zwar unabhängig vom Einkommen. Da Beamte Anspruch auf Beihilfe haben (der Dienstherr übernimmt 50 bis 80 Prozent der Krankheitskosten), benötigen sie lediglich eine Restkostenversicherung. Diese ist in der PKV deutlich günstiger als in der GKV, wo keine Beihilfe angerechnet wird.
Kostenvorteil für Beamte:
- GKV: ca. 200–400 Euro monatlich (freiwillige Versicherung, keine Beihilfenanrechnung)
- PKV (Restkostenversicherung): ca. 150–250 Euro monatlich
Für Beamte ist die PKV daher fast immer die wirtschaftlich sinnvollere Wahl.
Studierende: Einmalige Chance zu Studienbeginn
Studierende können sich zu Beginn ihres Studiums von der Versicherungspflicht in der GKV befreien lassen und in die PKV wechseln. Diese Entscheidung muss innerhalb der ersten drei Monate nach Studienbeginn getroffen werden und gilt für die gesamte Studiendauer – eine spätere Korrektur ist nicht möglich.
Vor- und Nachteile für Studierende:
- Vorteil: Oft günstigere Studententarife in der PKV (ab 100 Euro monatlich)
- Nachteil: Bindung für die gesamte Studiendauer, keine Familienversicherung mehr möglich
- Risiko: Bei späterem Angestelltenverhältnis unter der Versicherungspflichtgrenze wird Rückkehr in die GKV schwierig
Empfehlung: Für die meisten Studierenden ist die gesetzliche Krankenversicherung die sicherere Wahl, da sie Flexibilität bietet und nach dem Studium problemlose Übergänge ermöglicht.
Die Gesundheitsprüfung: Die größte Hürde beim Wechsel
Während die Einkommensvoraussetzungen transparent und kalkulierbar sind, stellt die PKV-Gesundheitsprüfung mit ihren detaillierten Fragen für viele Wechselwillige die größte Herausforderung dar. Anders als die GKV, die jeden aufnehmen muss, prüft die PKV vor Vertragsabschluss penibel den Gesundheitszustand.
Was wird geprüft?
Sie müssen einen detaillierten Gesundheitsfragebogen ausfüllen, der folgende Punkte abfragt:
Vorerkrankungen der letzten 5 bis 10 Jahre
- Chronische Erkrankungen (Diabetes, Bluthochdruck, Asthma)
- Psychische Erkrankungen (Depressionen, Burnout, Angststörungen)
- Operationen und Krankenhausaufenthalte
- Laufende Therapien und Medikationen
Aktuelle Beschwerden
- Auch wenn noch keine Diagnose gestellt wurde
- Geplante Behandlungen oder Untersuchungen
Familienanamnese
- In einigen Fällen: Erbkrankheiten in der Familie
Lebensstil
- Rauchen, Alkoholkonsum, BMI (Body-Mass-Index)
- Gefährliche Hobbys (z. B. Extremsport)
Mögliche Konsequenzen der Gesundheitsprüfung
1. Annahme ohne Auflagen (Idealfall) Sie sind jung, gesund, keine Vorerkrankungen – die Versicherung nimmt Sie ohne Risikozuschläge oder Ausschlüsse auf.
2. Annahme mit Risikozuschlag Bei Vorerkrankungen, Übergewicht oder anderen Risikofaktoren wird ein prozentualer Aufschlag auf den Beitrag berechnet.
Beispiel:
- Normalbeitrag: 450 Euro/Monat
- Risikozuschlag bei Bluthochdruck: +20 Prozent
- Tatsächlicher Beitrag: 540 Euro/Monat
Typische Zuschläge liegen zwischen 10 und 50 Prozent, in Extremfällen auch höher.
3. Annahme mit Leistungsausschluss Bestimmte Erkrankungen oder Körperregionen werden dauerhaft vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.
Beispiel: Bandscheibenvorfall vor 3 Jahren → Behandlungen der Wirbelsäule sind dauerhaft ausgeschlossen.
4. Ablehnung des Antrags Bei schweren Vorerkrankungen (z. B. Krebs, schwere psychische Erkrankungen, HIV) kann die Versicherung den Antrag komplett ablehnen.
Strategien für eine erfolgreiche Gesundheitsprüfung
1. Wahrheitsgemäß antworten – immer! Falsche Angaben können zur Vertragsanfechtung führen. Im Ernstfall verlieren Sie Ihren Versicherungsschutz und erhalten bereits gezahlte Leistungen nicht zurück.
2. Ärztliche Unterlagen vorbereiten Holen Sie sich vor dem Ausfüllen des Fragebogens ärztliche Berichte, um Angaben zu Diagnosen und Behandlungszeiträumen korrekt zu machen.
3. Anonyme Voranfrage nutzen Viele Versicherungsmakler bieten anonyme Risikovoranfragen an. So erfahren Sie vorab, welche Versicherer Sie zu welchen Konditionen aufnehmen würden – ohne dass eine Ablehnung in Ihrer Akte vermerkt wird.
4. Mehrere Angebote einholen Verschiedene Versicherer bewerten Risiken unterschiedlich. Ein Anbieter lehnt ab, ein anderer nimmt Sie mit moderatem Zuschlag auf.
Schritt-für-Schritt: So läuft der Wechsel konkret ab
Phase 1: Prüfung und Vorbereitung (4–8 Wochen vor Wechsel)
Schritt 1: Einkommensnachweis prüfen
- Liegt Ihr Einkommen sicher über der Versicherungspflichtgrenze?
- Bestätigung vom Arbeitgeber einholen
Schritt 2: Gesundheitsstatus analysieren
- Welche Vorerkrankungen liegen vor?
- Ärztliche Unterlagen zusammenstellen
- Realistisch einschätzen: Wie hoch ist das Ablehnungsrisiko?
Schritt 3: Angebote einholen
- Mindestens 3–5 PKV-Angebote vergleichen
- Anonyme Risikovoranfrage nutzen
- Auf Beitragsstabilität, Altersrückstellungen und Leistungen achten
Phase 2: Antragstellung und Prüfung (6–12 Wochen)
Schritt 4: PKV-Antrag stellen
- Gesundheitsfragebogen wahrheitsgemäß ausfüllen
- Alle erforderlichen Unterlagen beifügen
- Ggf. ärztliche Atteste oder Gutachten anfordern
Schritt 5: Gesundheitsprüfung durchlaufen
- Versicherer prüft Ihren Antrag (Dauer: 2–6 Wochen)
- Bei Unklarheiten: Zusätzliche Untersuchungen oder Nachfragen
- Ergebnis: Annahme (mit/ohne Auflagen) oder Ablehnung
Schritt 6: Annahmezusage erhalten
- Erst jetzt zur GKV-Kündigung übergehen!
- Niemals vorher kündigen – Gefahr der Nicht-Versicherung!
Phase 3: Kündigung und Wechsel (2–3 Monate)
Schritt 7: GKV kündigen
- Kündigungsfrist: 2 Monate zum Monatsende
- Kündigungsgrund: „Wegfall der Versicherungspflicht” bzw. „Wechsel zur PKV”
- Kündigungsbestätigung abwarten
Schritt 8: Arbeitgeber informieren
- Arbeitgeber über Wechsel zur PKV informieren
- Neue Versicherungsbescheinigung vorlegen
- Arbeitgeberzuschuss wird nun zur PKV gezahlt
Schritt 9: Nahtloser Übergang sicherstellen
- PKV-Vertragsbeginn muss nahtlos an GKV-Ende anschließen
- Lückenloser Versicherungsschutz ist Pflicht!
- Datum genau abstimmen
Zeitplan: Realistisches Beispiel
| Zeitpunkt | Aktivität |
|---|---|
| 1. Januar | Feststellung: Einkommen über Versicherungspflichtgrenze |
| 1. Februar | Angebote einholen, anonyme Risikovoranfrage |
| 15. März | PKV-Antrag stellen, Gesundheitsprüfung |
| 30. April | Annahmezusage der PKV erhalten |
| 5. Mai | GKV-Kündigung zum 31. Juli einreichen |
| 1. August | PKV-Vertrag beginnt, GKV endet am 31. Juli |
Gesamtdauer: ca. 6–7 Monate
Kosten und Beiträge: Was kostet der Wechsel?
Einmalige Kosten beim Wechsel
Der Wechsel selbst ist weitgehend kostenfrei. Es fallen keine Wechselgebühren oder Bearbeitungskosten an. Allerdings können indirekte Kosten entstehen:
- Ärztliche Atteste für Gesundheitsprüfung: 20–100 Euro (je nach Umfang)
- Beratungskosten: Bei unabhängigen Maklern meist kostenfrei (Provision durch Versicherer)
- Versicherungsmakler: Keine Kosten für Sie, Makler werden von der PKV bezahlt
Eine detaillierte Übersicht zu allen PKV Kosten 2025 mit realistischen Beitragsbeispielen hilft Ihnen, die langfristige finanzielle Belastung besser einzuschätzen.
Laufende Beiträge: GKV vs. PKV im Vergleich
Beispiel: 35-jähriger Angestellter, ledig, 75.000 Euro Bruttojahreseinkommen
| GKV | PKV | |
|---|---|---|
| Monatsbeitrag | ca. 370 Euro* | ca. 350–480 Euro** |
| Arbeitgeberzuschuss | ca. 370 Euro | max. 421,76 Euro (2025) |
| Eigenanteil | ca. 370 Euro | ca. 0–60 Euro |
* 14,6 % + 1,7 % Zusatzbeitrag = 16,3 % von ca. 4.538 Euro (Beitragsbemessungsgrenze) ** Je nach Tarif, Gesundheitszustand und Leistungsumfang
Wichtige Erkenntnis: In jungen Jahren ist die PKV oft günstiger – vor allem, wenn der Arbeitgeberzuschuss den PKV-Beitrag teilweise oder komplett deckt. Mit zunehmendem Alter steigen die PKV-Beiträge jedoch deutlich an.
Familienversicherung: Der größte Kostenfaktor
In der GKV sind Ehepartner und Kinder kostenfrei mitversichert, sofern sie kein eigenes Einkommen über 505 Euro monatlich (2025) haben.
In der PKV gibt es keine kostenfreie Familienversicherung. Jedes Familienmitglied braucht einen eigenen Vertrag.
Kostenbeispiel Familie (Vater 38 Jahre, Mutter 36 Jahre, 2 Kinder):
| Familienmitglied | GKV | PKV |
|---|---|---|
| Vater (Hauptverdiener) | 400 Euro | 450 Euro |
| Mutter (nicht berufstätig) | 0 Euro (Familienvers.) | 380 Euro |
| Kind 1 | 0 Euro (Familienvers.) | 150 Euro |
| Kind 2 | 0 Euro (Familienvers.) | 150 Euro |
| Gesamt | 400 Euro | 1.130 Euro |
Fazit: Für Familien mit mehreren Kindern oder nicht berufstätigem Partner ist die GKV meist deutlich günstiger.
Vor- und Nachteile: Die ehrliche Bilanz
Vorteile des Wechsels zur PKV
1. Bessere medizinische Versorgung
- Freie Arztwahl ohne Überweisungen
- Termine beim Facharzt ohne wochenlange Wartezeiten
- Chefarztbehandlung im Krankenhaus
- Einzelzimmer oder Zweibettzimmer
- Zugang zu innovativen Behandlungsmethoden und neuen Medikamenten
2. Maßgeschneiderter Versicherungsschutz
- Individuell wählbare Leistungsbausteine
- Verzicht auf unnötige Leistungen möglich
- Anpassung an persönliche Bedürfnisse
3. Günstigere Beiträge in jungen Jahren
- Bei guter Gesundheit oft unter GKV-Beitrag
- Arbeitgeberzuschuss deckt Beitrag teilweise oder komplett
4. Langfristige Beitragsstabilität durch Altersrückstellungen
- Aufbau von Sparkapital zur Dämpfung künftiger Steigerungen
- Gesetzlicher Zuschlag wird ab 60/65 Jahren rückerstattet
5. Status und Service
- Bevorzugte Behandlung als Privatpatient
- Besserer Service bei Versicherung und Ärzten
Nachteile des Wechsels zur PKV
1. Steigende Beiträge im Alter
- Trotz Altersrückstellungen: Beiträge steigen mit zunehmendem Lebensalter
- Rentner zahlen oft 600–900 Euro monatlich
2. Keine kostenfreie Familienversicherung
- Partner und Kinder müssen eigenständig versichert werden
- Hohe Zusatzkosten bei Familienplanung
3. Gesundheitsprüfung als Hürde
- Vorerkrankungen führen zu Zuschlägen oder Ausschlüssen
- Ablehnung möglich – dann bleibt nur die GKV
4. Schwierige Rückkehr in die GKV
- Ab 55 Jahren praktisch unmöglich
- Vorher nur unter sehr engen Bedingungen (z. B. Gehaltsreduzierung)
5. Vorkasse-Prinzip
- Sie zahlen Arztrechnungen zunächst selbst
- Erstattung erfolgt erst nach Einreichung der Belege
- Liquiditätsengpässe möglich
6. Beitragszahlung auch ohne Einkommen
- Anders als in der GKV (einkommensabhängig) zahlen Sie auch bei Arbeitslosigkeit oder Einkommensausfall den vollen Beitrag
Rückkehr in die GKV: Wann und wie ist das möglich?
Ein oft unterschätztes Risiko: Der Weg zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist steinig und ab einem bestimmten Alter praktisch versperrt.
Möglichkeiten für Angestellte
1. Unterschreiten der Versicherungspflichtgrenze
- Gehalt sinkt unter 69.300 Euro (z. B. durch Gehaltsreduzierung oder Teilzeit)
- Automatisch versicherungspflichtig in der GKV
- Nur möglich unter 55 Jahren
2. Arbeitslosigkeit und ALG-I-Bezug
- Bei Bezug von Arbeitslosengeld I werden Sie automatisch GKV-versichert
- Nur möglich unter 55 Jahren
3. Ehepartner-Regelung
- Heirat mit gesetzlich Versichertem unter bestimmten Bedingungen
- Extrem kompliziert und nicht garantiert
Möglichkeiten für Selbstständige
1. Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
- Hauptberufliche Anstellung (mindestens 20 Stunden/Woche)
- Einkommen unter Versicherungspflichtgrenze
- Nur möglich unter 55 Jahren
2. Einstellung der selbstständigen Tätigkeit
- Übergang in Arbeitslosigkeit mit ALG-I-Bezug
- Führt zur GKV-Versicherungspflicht
Die 55-Jahre-Grenze: Das endgültige Aus
Ab dem 55. Lebensjahr ist eine Rückkehr in die GKV praktisch ausgeschlossen – außer in extremen Ausnahmefällen. Wer in diesem Alter in der PKV ist, bleibt dort in der Regel bis zum Lebensende.
Einzige Ausnahme: Durchgängige Familienversicherung über den Ehepartner (nur in sehr seltenen Konstellationen möglich).
Fazit zur Rückkehr
Die Entscheidung für die PKV sollte immer mit dem Bewusstsein getroffen werden, dass Sie möglicherweise dauerhaft in der PKV bleiben. Planen Sie langfristig und kalkulieren Sie die Beiträge bis ins Rentenalter.
Checkliste: Ist der Wechsel zur PKV die richtige Entscheidung für mich?
Ja, der Wechsel lohnt sich wahrscheinlich, wenn…
- ✅ Sie unter 40 Jahre alt sind
- ✅ Sie gesund sind (keine chronischen Erkrankungen)
- ✅ Sie single sind oder keine Familienplanung haben
- ✅ Ihr Einkommen stabil ist und voraussichtlich steigt
- ✅ Sie Wert auf beste medizinische Versorgung legen
- ✅ Sie finanzielle Rücklagen für Beitragssteigerungen haben
- ✅ Sie langfristig (20+ Jahre) planen können
Nein, der Wechsel ist wahrscheinlich nicht sinnvoll, wenn…
- ❌ Sie über 45 Jahre alt sind
- ❌ Sie chronische Vorerkrankungen haben
- ❌ Sie eine Familie gründen möchten oder bereits Kinder haben
- ❌ Ihr Einkommen schwankend oder unsicher ist
- ❌ Sie mit Einkommensrückgängen rechnen (z. B. Teilzeit geplant)
- ❌ Sie sich die aktuellen PKV-Beiträge nur knapp leisten können
- ❌ Sie Flexibilität und Rückkehrmöglichkeiten schätzen
Grauzone: Individuelle Beratung dringend empfohlen, wenn…
- ⚠️ Sie zwischen 40 und 45 Jahre alt sind
- ⚠️ Sie leichte Vorerkrankungen haben (Bluthochdruck, Übergewicht)
- ⚠️ Sie in naher Zukunft eine Familie gründen möchten
- ⚠️ Ihr Einkommen nahe der Versicherungspflichtgrenze liegt
- ⚠️ Sie Beamtenanwärter oder Selbstständiger mit schwankendem Einkommen sind
Häufige Fehler beim Wechsel – und wie Sie sie vermeiden
Fehler 1: GKV kündigen, bevor PKV zusagt
Das Problem: Viele kündigen ihre GKV, sobald sie die Einkommensgrenze überschreiten – ohne PKV-Zusage. Lehnt die PKV dann ab (z. B. wegen Gesundheitsprüfung), stehen sie ohne Versicherung da.
Die Lösung: Immer erst die schriftliche Annahmezusage der PKV abwarten, bevor Sie die GKV kündigen.
Fehler 2: Nur auf den Einstiegsbeitrag achten
Das Problem: Der günstigste Einstiegsbeitrag lockt – aber langfristig sind billige Tarife oft teurer, weil die Beitragssteigerungen drastisch ausfallen.
Die Lösung: Prüfen Sie die Beitragsstabilität, die Höhe der Altersrückstellungen und die Unternehmenshistorie. Ein 30 Euro teurerer Tarif mit besserer Stabilität spart langfristig Tausende Euro.
Fehler 3: Familienplanung ignorieren
Das Problem: Singles wechseln in die PKV und realisieren erst bei der Familienplanung, dass Partner und Kinder jeweils eigene Verträge brauchen – zu hohen Kosten.
Die Lösung: Kalkulieren Sie mögliche Familienkosten ein, auch wenn Sie aktuell noch single sind. Planen Sie mindestens 5 bis 10 Jahre voraus.
Fehler 4: Gesundheitsfragen unvollständig beantworten
Das Problem: Aus Angst vor Zuschlägen werden Vorerkrankungen verschwiegen. Im Leistungsfall deckt die Versicherung die Lüge auf und verweigert die Zahlung.
Die Lösung: Immer wahrheitsgemäß antworten. Nutzen Sie anonyme Voranfragen, um Konditionen zu prüfen, bevor Sie den formalen Antrag stellen.
Fehler 5: Keine Beratung einholen
Das Problem: Der Wechsel wird ohne fachkundige Beratung durchgezogen – wichtige Details werden übersehen.
Die Lösung: Holen Sie sich Unterstützung von einem unabhängigen Versicherungsmakler (nicht von Strukturvertrieben wie DVAG, MLP etc.). Gute Makler kosten Sie nichts – sie werden von der Versicherung bezahlt.
Fazit: Der Wechsel lohnt sich – aber nur mit Weitblick
Der Wechsel von der GKV zur PKV kann eine der besten finanziellen und gesundheitlichen Entscheidungen Ihres Lebens sein – oder eine, die Sie später bereuen. Der Unterschied liegt in der Vorbereitung, der realistischen Einschätzung Ihrer Lebensumstände und der langfristigen Planung.
Die PKV lohnt sich besonders für:
- Junge, gesunde Singles oder Paare ohne Familienplanung
- Menschen mit stabilem, hohem Einkommen
- Personen, die Wert auf beste medizinische Versorgung legen
- Langfristig orientierte Planer mit finanziellen Rücklagen
Die GKV bleibt die bessere Wahl für:
- Familien mit Kindern oder konkreter Familienplanung
- Personen mit Vorerkrankungen oder gesundheitlichen Risiken
- Menschen mit unsicherem oder schwankendem Einkommen
- Alle, die Flexibilität und Rückkehrmöglichkeiten schätzen
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den Wechsel:
- Langfristig denken – mindestens 20 Jahre vorausplanen
- Mehrere Angebote einholen und Beitragsstabilität prüfen
- Gesundheitsprüfung ernst nehmen und wahrheitsgemäß antworten
- Erst PKV-Zusage erhalten, dann GKV kündigen
- Familienkosten realistisch kalkulieren
- Unabhängige Beratung nutzen
Wenn Sie diese Grundsätze beherzigen, kann der Wechsel zur PKV Ihnen über Jahrzehnte hinweg bessere Versorgung, mehr Komfort und unter Umständen auch finanzielle Vorteile bringen. Aber nur, wenn Sie heute die richtigen Entscheidungen treffen – mit Weitsicht, Sorgfalt und fundiertem Wissen.



