Private Krankenversicherung für Studenten: Lohnt sich der Wechsel?

Die Wahl der Krankenversicherung ist für Studenten eine wichtige Entscheidung, die weitreichende Folgen haben kann. Während die meisten Studierenden in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind, bietet die private Krankenversicherung eine Alternative mit besonderen Vor- und Nachteilen. Dieser Ratgeber erklärt, wann sich die PKV für Studenten lohnt und was dabei zu beachten ist.

Voraussetzungen für die PKV im Studium

Grundsätzlich unterliegen Studenten in Deutschland der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung. Es gibt jedoch die Möglichkeit, sich von dieser Pflicht befreien zu lassen und stattdessen eine private Krankenversicherung abzuschließen.

Die Befreiung von der Versicherungspflicht

Die Entscheidung für oder gegen die gesetzliche Krankenversicherung muss zu Beginn des Studiums getroffen werden. Studenten haben ab Immatrikulation drei Monate Zeit, einen Antrag auf Befreiung von der Versicherungspflicht bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse zu stellen. Diese Entscheidung ist bindend und gilt für die gesamte Dauer des Studiums an deutschen Hochschulen.

Wichtig zu wissen:

  • Die Befreiung muss innerhalb von drei Monaten nach Studienbeginn beantragt werden
  • Eine Rückkehr in die GKV während des Studiums ist ausgeschlossen
  • Die Befreiung gilt auch bei Hochschul- oder Fachwechsel
  • Bei Aufnahme eines zweiten Studiums kann keine erneute Befreiung beantragt werden

Wer kommt für die PKV im Studium infrage?

Nicht für jeden Studenten ist die private Krankenversicherung die richtige Wahl. Besonders geeignet ist die PKV für:

Studenten aus PKV-versicherten Familien: Kinder von privat versicherten Eltern können oft zu günstigen Konditionen in die PKV aufgenommen werden, da keine Gesundheitsprüfung bei Versicherungsbeginn als Kind erforderlich war.

Gesundheitsbewusste Studenten: Wer jung und gesund ist, profitiert von niedrigeren Einstiegsbeiträgen und kann durch gesundheitsbewusstes Verhalten Beitragsrückerstattungen erhalten.

Studenten mit chronischen Erkrankungen: Paradoxerweise kann die PKV auch bei bestehenden Gesundheitsproblemen vorteilhaft sein, wenn bessere Behandlungsmöglichkeiten gewünscht sind. Allerdings sind dann Risikozuschläge zu erwarten.

Zukünftige Selbstständige oder Gutverdiener: Wer plant, nach dem Studium selbstständig zu werden oder ein Einkommen über der Versicherungspflichtgrenze zu erzielen, baut bereits im Studium Altersrückstellungen auf.

Kosten der PKV für Studenten im Vergleich

Die Beiträge für die private Krankenversicherung im Studium variieren erheblich je nach Anbieter, Tarif und Gesundheitszustand.

Beitragsgestaltung in der PKV

Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung, die für Studenten einen einheitlichen Beitrag von rund 110 Euro monatlich (inklusive Pflegeversicherung) erhebt, kalkuliert die PKV individuell. Die Beiträge richten sich nach:

  • Alter bei Vertragsabschluss
  • Gesundheitszustand (Gesundheitsprüfung)
  • Gewähltem Leistungsumfang
  • Selbstbehalt

Typische Beitragsspannen für Studenten:

  • Basis-Tarife: 100 bis 150 Euro monatlich
  • Komfort-Tarife: 150 bis 250 Euro monatlich
  • Premium-Tarife: 250 bis 350 Euro monatlich

Kostenfalle nach dem Studium

Ein entscheidender Aspekt, der oft übersehen wird: Die günstigen Studententarife gelten nur während des Studiums. Nach Studienende fallen die Beiträge deutlich höher aus, da die Versicherer dann ihre regulären Erwachsenentarife anwenden. Studenten sollten daher vor Vertragsabschluss klären, welche Beiträge nach Studienabschluss anfallen werden.

Wer nach dem Studium eine Anstellung unter der Versicherungspflichtgrenze aufnimmt, kann zurück in die GKV wechseln. Dies ist jedoch mit dem Verlust eines Teils der während des Studiums angesparten Altersrückstellungen verbunden.

Vorteile der privaten Krankenversicherung für Studenten

Die PKV bietet Studenten eine Reihe von Vorteilen, die über die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehen.

Bessere medizinische Versorgung

Privat versicherte Studenten erhalten in der Regel schneller Termine bei Fachärzten und werden häufig als Privatpatienten bevorzugt behandelt. Dies umfasst:

  • Freie Arztwahl ohne Einschränkungen
  • Behandlung durch Chefärzte im Krankenhaus
  • Einzelzimmer bei stationären Aufenthalten
  • Umfassendere Zahnbehandlung und hochwertigerer Zahnersatz
  • Übernahme von Kosten für Heilpraktiker und alternative Behandlungsmethoden
  • Erstattung neuer Behandlungsmethoden, die noch nicht im GKV-Katalog sind

Individuelle Tarifgestaltung

Studenten können ihren Versicherungsschutz nach ihren persönlichen Bedürfnissen zusammenstellen. Wer beispielsweise Wert auf Chefarztbehandlung legt, kann dies in den Tarif einschließen. Wer hingegen auf bestimmte Leistungen verzichten kann, spart Beiträge.

Beitragsrückerstattung

Viele PKV-Tarife bieten Beitragsrückerstattungen, wenn im Versicherungsjahr keine oder nur geringe Leistungen in Anspruch genommen werden. Für gesunde, junge Studenten kann dies ein finanzieller Vorteil sein.

Aufbau von Altersrückstellungen

Bereits während des Studiums beginnt der Aufbau von Altersrückstellungen, die dazu dienen, die Beitragssteigerungen im Alter abzufedern. Wer früh einsteigt, profitiert langfristig von einem größeren Kapitalstock.

Nachteile und Risiken der PKV für Studenten

Trotz der Vorteile birgt die private Krankenversicherung für Studenten auch erhebliche Nachteile und Risiken.

Langfristige Bindung

Die Entscheidung für die PKV ist für die gesamte Studienzeit bindend. Ein Wechsel zurück in die GKV ist während des Studiums nicht möglich. Diese fehlende Flexibilität kann problematisch werden, wenn sich die persönlichen oder finanziellen Verhältnisse ändern.

Vorkasse-Prinzip

In der PKV müssen Versicherte grundsätzlich in Vorleistung treten. Das bedeutet: Arztkosten werden zunächst selbst bezahlt und später von der Versicherung erstattet. Für Studenten mit knappem Budget kann dies zu Liquiditätsengpässen führen.

Keine Familienversicherung

Anders als in der GKV gibt es in der PKV keine kostenlose Familienversicherung. Wer während des Studiums Kinder bekommt, muss für jedes Kind einen eigenen Versicherungsvertrag abschließen. Die Kosten für einen Kindertarif liegen bei etwa 80 bis 150 Euro monatlich.

Gesundheitsprüfung

Bei Vertragsabschluss findet eine umfassende Gesundheitsprüfung statt. Vorerkrankungen können zu Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen führen. In schweren Fällen kann die Aufnahme auch ganz verweigert werden.

Beitragssteigerungen

Die Beiträge in der PKV sind nicht konstant. Sie steigen mit zunehmendem Alter und aufgrund allgemeiner Kostensteigerungen im Gesundheitswesen. Was im Studium noch bezahlbar erscheint, kann im späteren Berufsleben zu einer erheblichen finanziellen Belastung werden.

Rückkehr in die GKV oft schwierig

Nach dem Studium ist eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Wer eine Anstellung über der Versicherungspflichtgrenze annimmt oder selbstständig wird, bleibt dauerhaft in der PKV. Ab 55 Jahren ist ein Wechsel zurück praktisch ausgeschlossen.

Entscheidungshilfe: PKV oder GKV für Studenten?

Die Wahl zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung sollte gut überlegt sein. Folgende Überlegungen helfen bei der Entscheidung:

Die PKV lohnt sich tendenziell, wenn:

  • Sie jung, gesund und sportlich aktiv sind
  • Sie aus einer PKV-versicherten Familie kommen
  • Sie Wert auf bessere medizinische Versorgung legen
  • Sie nach dem Studium selbstständig werden oder ein hohes Einkommen erwarten
  • Sie sich die potenziell höheren Beiträge nach dem Studium leisten können
  • Sie das Vorkasse-Prinzip finanziell stemmen können

Bei der GKV sollten Sie bleiben, wenn:

  • Sie finanzielle Sicherheit und Planbarkeit bevorzugen
  • Sie bereits Vorerkrankungen haben
  • Sie während des Studiums eine Familie gründen möchten
  • Sie nach dem Studium voraussichtlich unter der Versicherungspflichtgrenze verdienen werden
  • Sie Flexibilität schätzen und sich alle Optionen offenhalten wollen
  • Sie den bürokratischen Aufwand der Kostenerstattung vermeiden möchten

Praktische Tipps für Studenten in der PKV

Falls Sie sich für die private Krankenversicherung entscheiden, beachten Sie folgende Empfehlungen:

Vor Vertragsabschluss

Mehrere Angebote einholen: Vergleichen Sie mindestens drei bis fünf Anbieter. Die Leistungen und Beiträge unterscheiden sich erheblich.

Auf Tarifwechselmöglichkeiten achten: Wählen Sie eine Versicherung, die flexible Tarifwechsel innerhalb des Unternehmens ermöglicht, um später auf veränderte Lebensumstände reagieren zu können.

Nachversicherungsgarantie sichern: Achten Sie auf Tarife mit Nachversicherungsgarantie, die es erlauben, den Versicherungsschutz bei bestimmten Lebensereignissen ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erweitern.

Beiträge nach Studienende erfragen: Lassen Sie sich schriftlich bestätigen, welche Beiträge nach Beendigung des Studiums anfallen werden.

Während des Studiums

Belege sammeln: Bewahren Sie alle Arztrechnungen und Quittungen sorgfältig auf. Digitale Ordnersysteme oder spezielle Apps helfen dabei.

Fristen einhalten: Reichen Sie Rechnungen zeitnah ein. Viele Versicherungen haben Fristen für die Einreichung von Rechnungen.

Beitragsrückerstattung nutzen: Bei guter Gesundheit können Sie von Beitragsrückerstattungen profitieren. Überlegen Sie bei Bagatellerkrankungen, ob sich eine Selbstzahlung lohnt.

Tarif regelmäßig überprüfen: Lassen Sie Ihren Tarif alle zwei bis drei Jahre von einem Experten überprüfen. Möglicherweise gibt es günstigere Tarife beim gleichen Anbieter mit vergleichbaren Leistungen.

Nach dem Studium

Rechtzeitig Beschäftigungsstatus klären: Informieren Sie sich frühzeitig über Ihre versicherungsrechtliche Situation nach Studienabschluss.

Rückkehroptionen prüfen: Falls Sie in die GKV zurückwechseln möchten, planen Sie dies strategisch. Eine Anstellung unter der Versicherungspflichtgrenze oder eine kurzfristige Arbeitslosigkeit können Rückkehrwege eröffnen.

Anschlussvertrag vorbereiten: Klären Sie mindestens drei Monate vor Studienende, welcher Tarif nach Ende des Studententarifs für Sie gilt.

Fazit: Individuelle Entscheidung mit weitreichenden Folgen

Die private Krankenversicherung für Studenten bietet bessere Leistungen und kann bei günstigen Voraussetzungen auch kostengünstig sein. Allerdings ist die Entscheidung bindend und hat langfristige Konsequenzen, die über das Studium hinausreichen.

Studenten sollten diese Wahl nicht vorschnell treffen, sondern sich gründlich informieren, verschiedene Angebote vergleichen und ihre persönliche und berufliche Zukunft realistisch einschätzen. Eine unabhängige Beratung durch Verbraucherzentralen oder spezialisierte Versicherungsmakler kann dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Für die meisten Studenten ist die gesetzliche Krankenversicherung die sicherere und flexiblere Wahl. Die PKV kommt vor allem für diejenigen infrage, die bereits klare berufliche Perspektiven haben oder aus PKV-versicherten Familien stammen und von günstigen Konditionen profitieren können.

Unabhängig von der Entscheidung gilt: Nehmen Sie sich Zeit, informieren Sie sich umfassend und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Die Wahl der Krankenversicherung ist eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen im Leben – auch und gerade für Studenten.