Warum die wahren PKV-Kosten oft unterschätzt werden
Die Frage nach den Kosten der privaten Krankenversicherung ist eine der häufigsten – und gleichzeitig eine der am schwierigsten zu beantwortenden. Denn anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung, wo der Beitrag prozentual vom Einkommen berechnet wird (2025: 14,6 Prozent plus Zusatzbeitrag), hängen die PKV-Kosten von einer Vielzahl individueller Faktoren ab: Alter bei Vertragsabschluss, Gesundheitszustand, gewählter Tarif, Selbstbeteiligung und vieles mehr.
Viele Interessenten schauen nur auf den aktuellen Monatsbeitrag – und übersehen dabei die langfristige Beitragsentwicklung, versteckte Zusatzkosten und die finanzielle Belastung im Alter. Ein 30-jähriger Angestellter freut sich über 350 Euro monatlich in der PKV statt 370 Euro in der GKV – und realisiert erst Jahre später, dass die Beiträge mit 50 Jahren bei 700 Euro liegen und die Familienversicherung in der GKV kostenfrei gewesen wäre.
Dieser Ratgeber verschafft Ihnen einen vollständigen Überblick über die tatsächlichen PKV-Kosten: Was Sie heute, in 10 Jahren und im Rentenalter zahlen, welche versteckten Kosten auf Sie zukommen und wie Sie Ihre Beiträge dauerhaft optimieren können.
Wie setzen sich PKV-Kosten zusammen?
Die fünf Kostenbestandteile
Anders als viele denken, besteht der PKV-Beitrag nicht einfach aus einem Pauschalbetrag. Er setzt sich aus mehreren kalkulierten Komponenten zusammen:
1. Risikobeitrag
Dieser Teil deckt Ihre aktuellen, erwarteten Gesundheitskosten ab. Er basiert auf statistischen Durchschnittswerten Ihrer Altersgruppe und Ihres Gesundheitszustands. Je jünger und gesünder Sie sind, desto niedriger der Risikobeitrag.
2. Altersrückstellungen
Ein zentraler Unterschied zur GKV: In jungen Jahren zahlen Sie mehr, als Ihre Gesundheitskosten tatsächlich betragen. Die Differenz fließt in einen Spartopf, der im Alter zur Dämpfung von Beitragssteigerungen genutzt wird.
Beispiel: Ein 30-Jähriger zahlt 400 Euro monatlich, obwohl seine tatsächlichen Gesundheitskosten nur 250 Euro betragen. Die überschüssigen 150 Euro werden verzinst und angespart. Mit 65 Jahren betragen seine Gesundheitskosten vielleicht 800 Euro – dank der Rückstellungen zahlt er aber nur etwa 550 Euro.
3. Gesetzlicher Zuschlag (10 Prozent)
Alle PKV-Versicherten ab 21 Jahren zahlen einen gesetzlichen Zuschlag von 10 Prozent. Dieser fließt ausschließlich in Altersrückstellungen und wird ab dem 60. (bei Altverträgen) oder 65. Lebensjahr (bei Verträgen ab 2009) wieder abgezogen – der Beitrag sinkt dann automatisch um diese 10 Prozent.
4. Verwaltungskosten
Die Versicherungsgesellschaft muss Personal, IT-Systeme und Verwaltung finanzieren. Dieser Anteil beträgt etwa 5 bis 8 Prozent des Gesamtbeitrags.
5. Gewinnmarge (bei Aktiengesellschaften)
Nicht alle Versicherer arbeiten gewinnorientiert. Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (z.B. Debeka, HUK-Coburg) geben Überschüsse an die Versicherten zurück, während Aktiengesellschaften Gewinne an Aktionäre ausschütten. Das kann sich in den Beiträgen bemerkbar machen.
Einflussfaktoren auf Ihre persönlichen Kosten
Alter bei Vertragsabschluss
Der wichtigste Kostenfaktor. Je jünger Sie einsteigen, desto günstiger der Beitrag – und desto länger können Sie Altersrückstellungen aufbauen.
- 25 Jahre: Sehr günstige Einstiegsbeiträge, maximale Rückstellungszeit
- 30 Jahre: Ideales Eintrittsalter, gute Konditionen
- 40 Jahre: Noch akzeptabel, Beiträge bereits spürbar höher
- 50 Jahre: Deutlich teurer, kürzere Zeit für Rückstellungen
- 55+ Jahre: Sehr hohe Beiträge, kaum noch zu empfehlen
Gesundheitszustand
Die Gesundheitsprüfung entscheidet, ob und zu welchen Konditionen Sie aufgenommen werden:
- Keine Vorerkrankungen: Normalbeitrag
- Leichte Vorerkrankungen (z.B. ausgeheilter Nasenbeinbruch): Normalbeitrag oder kleiner Zuschlag (+5 bis 10 Prozent)
- Chronische Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes): Zuschlag 20 bis 70 Prozent
- Schwere Vorerkrankungen: Ablehnung oder sehr hohe Zuschläge
Beispiel: Ein 35-jähriger mit gut eingestelltem Bluthochdruck zahlt statt 420 Euro (Normalbeitrag) etwa 500 Euro (Zuschlag 20 Prozent).
Leistungsumfang des Tarifs
- Basistarif: Ambulant, stationär und Zahn auf Grundniveau
- Komforttarif: Zweibettzimmer, Chefarzt, gute Zahnleistungen
- Premiumtarif: Einzelzimmer, Top-Zahnersatz, Heilpraktiker, Auslandsschutz
Selbstbeteiligung
Je höher die Selbstbeteiligung, desto niedriger der Beitrag:
- 0 Euro Selbstbeteiligung: Maximaler Beitrag
- 600 Euro Selbstbeteiligung: Etwa 15 bis 20 Prozent günstiger
- 1.000 Euro Selbstbeteiligung: Etwa 20 bis 25 Prozent günstiger
- 2.500 Euro Selbstbeteiligung: Etwa 30 bis 40 Prozent günstiger
Berufsstatus
- Angestellte: Arbeitgeber übernimmt etwa die Hälfte (max. 421,76 Euro in 2025)
- Selbstständige: 100 Prozent Selbstzahlung
- Beamte: Beihilfe deckt 50 bis 80 Prozent, PKV versichert nur Restkosten (deutlich günstiger)
Realistische Beitragsbeispiele nach Alter und Lebenssituation
Angestellte (mit Arbeitgeberzuschuss)
Beispiel 1: 30 Jahre, ledig, gesund
| Tarif | Monatsbeitrag | Arbeitgeberzuschuss | Eigenanteil |
|---|---|---|---|
| Basistarif | 300 Euro | 150 Euro | 150 Euro |
| Komforttarif | 380 Euro | 190 Euro | 190 Euro |
| Premiumtarif | 480 Euro | 240 Euro | 240 Euro |
Vergleich GKV: Bei 75.000 Euro Jahreseinkommen zahlt der Angestellte in der GKV etwa 370 Euro Eigenanteil – die PKV ist in diesem Alter deutlich günstiger.
Beispiel 2: 40 Jahre, verheiratet, 1 Kind, gesund
| Tarif | Eigener Beitrag | Partner (38 Jahre) | Kind (5 Jahre) | Gesamt | GKV-Alternative |
|---|---|---|---|---|---|
| Komforttarif | 500 Euro | 450 Euro | 150 Euro | 1.100 Euro | Ca. 370 Euro (Partner + Kind kostenfrei!) |
Fazit: Für Familien ist die GKV oft deutlich günstiger wegen der kostenfreien Familienversicherung.
Beispiel 3: 50 Jahre, ledig, leichter Bluthochdruck
| Tarif | Monatsbeitrag (inkl. Zuschlag 15%) | Arbeitgeberzuschuss | Eigenanteil |
|---|---|---|---|
| Komforttarif | 690 Euro | 345 Euro | 345 Euro |
Vergleich GKV: Bei gleichem Einkommen etwa 370 Euro – GKV wird ab diesem Alter oft günstiger.
Selbstständige (ohne Arbeitgeberzuschuss)
Beispiel 1: 28 Jahre, Existenzgründer, gesund
| Tarif | Monatsbeitrag (100% Selbstzahlung) |
|---|---|
| Basistarif | 280 bis 350 Euro |
| Komforttarif | 380 bis 480 Euro |
| Premiumtarif | 500 bis 650 Euro |
Vergleich GKV: Selbstständige zahlen in der GKV Mindestbeitrag ca. 200 bis 250 Euro (bei niedrigem Einkommen) oder prozentual vom Einkommen. Bei höherem Einkommen ist die PKV oft günstiger. Details zur PKV für Selbstständige mit Voraussetzungen und Tarifwahl finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.
Beispiel 2: 40 Jahre, etablierter Freiberufler, Familie
| Familienmitglied | PKV-Beitrag | GKV-Alternative |
|---|---|---|
| Selbstständiger | 550 Euro | Ca. 200 bis 760 Euro (je nach Einkommen) |
| Partnerin (38) | 450 Euro | 0 Euro (Familienversicherung) |
| 2 Kinder | 300 Euro (je 150) | 0 Euro (Familienversicherung) |
| Gesamt | 1.300 Euro | 200 bis 760 Euro |
Fazit: Für selbstständige Familien ist die GKV meist deutlich günstiger.
Beispiel 3: 50 Jahre, Selbstständiger, gesund
| Tarif | Monatsbeitrag |
|---|---|
| Komforttarif | 750 bis 950 Euro |
Zusätzlich Krankentagegeld (empfohlen): 80 bis 120 Euro
Gesamt: 830 bis 1.070 Euro pro Monat
Beamte (mit Beihilfe)
Beispiel 1: 30 Jahre, Beamtenanwärter, 50% Beihilfe
| Tarif | Monatsbeitrag (Restkostenversicherung 50%) |
|---|---|
| Komforttarif | 140 bis 180 Euro |
Beispiel 2: 40 Jahre, Beamter mit 2 Kindern, 70% Beihilfe
| Tarif | Monatsbeitrag (Restkostenversicherung 30%) |
|---|---|
| Komforttarif | 110 bis 150 Euro |
Vergleich GKV: Beamte zahlen in der GKV 200 bis 400 Euro ohne Beihilfenanrechnung – PKV ist für Beamte fast immer günstiger.
Beispiel 3: 67 Jahre, Ruhestandsbeamter, 70% Beihilfe
| Tarif | Monatsbeitrag |
|---|---|
| Komforttarif | 250 bis 350 Euro |
Versteckte Zusatzkosten in der PKV
Pflegeversicherung
Pflicht für alle Versicherten:
- 30 Jahre: ca. 60 bis 80 Euro monatlich
- 40 Jahre: ca. 80 bis 100 Euro monatlich
- 50 Jahre: ca. 100 bis 130 Euro monatlich
Wichtig: Die Pflegeversicherung ist zusätzlich zum Krankenversicherungsbeitrag zu zahlen.
Krankentagegeld (für Selbstständige)
Selbstständige haben keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Ein Krankentagegeld-Tarif ist daher unverzichtbar:
- Karenzzeit 14 Tage, 80 Euro Tagessatz: ca. 90 bis 120 Euro monatlich
- Karenzzeit 28 Tage, 100 Euro Tagessatz: ca. 80 bis 100 Euro monatlich
- Karenzzeit 42 Tage, 100 Euro Tagessatz: ca. 60 bis 80 Euro monatlich
Familienversicherung: Der größte Kostenfaktor
In der GKV sind Partner und Kinder kostenfrei mitversichert (bei Einkommen unter 505 Euro monatlich). In der PKV benötigt jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag.
Kostenbeispiel Familie:
- Hauptverdiener (38 Jahre): 480 Euro
- Partner (36 Jahre): 420 Euro
- Kind 1 (7 Jahre): 150 Euro
- Kind 2 (4 Jahre): 140 Euro
- Gesamt: 1.190 Euro monatlich
GKV-Vergleich: In der GKV zahlt der Hauptverdiener etwa 370 Euro – Partner und Kinder sind kostenfrei mitversichert.
Selbstbeteiligung
Die Selbstbeteiligung ist kein monatlicher Beitrag, aber eine finanzielle Belastung, die Sie einkalkulieren müssen:
- 600 Euro Selbstbeteiligung: Sie zahlen die ersten 600 Euro Gesundheitskosten pro Jahr selbst
- 1.000 Euro Selbstbeteiligung: Sie tragen die ersten 1.000 Euro selbst
Praxistipp: Legen Sie monatlich einen Betrag zurück, um die Selbstbeteiligung zu decken (z.B. 50 bis 100 Euro pro Monat).
Beitragssteigerungen
PKV-Beiträge steigen mit dem Alter. Durchschnittliche Steigerungen:
- Gute Tarife: 2 bis 3 Prozent pro Jahr
- Mittelmäßige Tarife: 3 bis 4 Prozent pro Jahr
- Schlechte Tarife: 5 bis 7 Prozent pro Jahr
Beispielrechnung:
- Einstiegsbeitrag mit 30 Jahren: 380 Euro
- Bei 3 Prozent Steigerung nach 20 Jahren: ca. 686 Euro
- Bei 5 Prozent Steigerung nach 20 Jahren: ca. 1.009 Euro
Wichtig: Kalkulieren Sie langfristig mit Puffern für Beitragssteigerungen.
PKV vs. GKV: Der ehrliche Kostenvergleich
Wann ist die PKV günstiger?
1. Junge, gesunde Singles ohne Familienplanung
- Unter 35 Jahren: PKV oft 100 bis 200 Euro günstiger pro Monat
- Angestellte profitieren vom Arbeitgeberzuschuss
- Keine Familienversicherung nötig
2. Beamte
- Beihilfe deckt 50 bis 80 Prozent der Kosten
- PKV-Restkostenversicherung ist deutlich günstiger als GKV-Vollbeitrag
- Ersparnis: 100 bis 250 Euro monatlich
3. Selbstständige mit hohem Einkommen
- GKV-Beitrag ist einkommensabhängig (max. ca. 1.000 Euro monatlich)
- PKV-Beitrag ist einkommensunabhängig
- Bei hohem Einkommen ist PKV oft günstiger
Wann ist die GKV günstiger?
1. Familien mit Kindern
- Kostenfreie Familienversicherung in der GKV
- In der PKV zahlt jedes Familienmitglied eigenen Beitrag
- Ersparnis GKV: 400 bis 800 Euro monatlich
2. Ältere Versicherte (ab 50 Jahren)
- PKV-Beiträge steigen mit dem Alter
- GKV-Beitrag bleibt einkommensabhängig
- Ab etwa 50 Jahren kehrt sich das Verhältnis oft um
3. Selbstständige mit niedrigem oder schwankendem Einkommen
- GKV-Mindestbeitrag ca. 200 Euro
- PKV-Beitrag unabhängig vom Einkommen
- Bei niedrigem Einkommen ist GKV günstiger
Kostenrechnung über 30 Jahre
Beispiel: 30-jähriger Angestellter, ledig, 75.000 Euro Jahreseinkommen
| Alter | PKV (Komforttarif, 3% Steigerung) | GKV (Eigenanteil) | Differenz |
|---|---|---|---|
| 30 | 380 Euro | 370 Euro | +10 Euro PKV |
| 40 | 510 Euro | 370 Euro | +140 Euro PKV |
| 50 | 685 Euro | 370 Euro | +315 Euro PKV |
| 60 | 920 Euro | 370 Euro | +550 Euro PKV |
Gesamtkosten über 30 Jahre:
- PKV: ca. 229.000 Euro
- GKV: ca. 133.000 Euro
- Mehrkosten PKV: 96.000 Euro
Aber: Wenn der Versicherte besser verdient (z.B. 100.000 Euro), steigt der GKV-Beitrag auf ca. 430 Euro Eigenanteil – dann gleichen sich die Kosten an.
Strategien zur dauerhaften Beitragssenkung
Strategie 1: Selbstbeteiligung erhöhen
Eine höhere Selbstbeteiligung senkt den monatlichen Beitrag erheblich.
Rechenbeispiel:
- Beitrag ohne Selbstbeteiligung: 550 Euro
- Beitrag mit 1.000 Euro Selbstbeteiligung: 440 Euro
- Ersparnis: 110 Euro/Monat = 1.320 Euro/Jahr
Wenn Ihre jährlichen Gesundheitskosten unter 1.000 Euro liegen, sparen Sie netto 320 Euro pro Jahr.
Faustregel: Wählen Sie eine Selbstbeteiligung, die Sie aus Rücklagen problemlos stemmen können.
Strategie 2: Tarifwechsel innerhalb der Versicherung
Seit 2009 haben Sie das Recht, ohne erneute Gesundheitsprüfung in andere Tarife Ihres Versicherers zu wechseln – unter Mitnahme Ihrer Altersrückstellungen.
Praxisbeispiel:
Ein 55-jähriger zahlt 680 Euro monatlich im Komforttarif. Er wechselt in einen günstigeren Tarif beim gleichen Versicherer (Verzicht auf Einzelzimmer, Erhöhung der Selbstbeteiligung auf 1.000 Euro) und senkt den Beitrag auf 480 Euro.
Ersparnis: 200 Euro/Monat = 2.400 Euro/Jahr
Tipp: Lassen Sie Ihren Tarif alle 3 bis 5 Jahre von einem Makler überprüfen.
Strategie 3: Verzicht auf Zusatzbausteine
Überprüfen Sie, welche Leistungen Sie wirklich brauchen:
- Einzelzimmer vs. Zweibettzimmer: Ersparnis ca. 50 bis 100 Euro/Monat
- Heilpraktiker: Ersparnis ca. 20 bis 40 Euro/Monat
- Sehhilfen: Ersparnis ca. 10 bis 20 Euro/Monat
Beispiel: Verzicht auf Einzelzimmer und Heilpraktiker spart 70 Euro/Monat = 840 Euro/Jahr.
Strategie 4: Beitragsrückerstattung nutzen
Viele PKV-Tarife bieten Beitragsrückerstattungen, wenn Sie keine Leistungen in Anspruch nehmen:
- 1 Jahr ohne Leistungen: 1 Monatsbeitrag zurück
- 2 Jahre ohne Leistungen: 2 Monatsbeiträge zurück
- 3 Jahre ohne Leistungen: 3 Monatsbeiträge zurück
Rechenbeispiel:
Beitrag 450 Euro/Monat. Keine Leistungen in 3 Jahren → Rückerstattung: 1.350 Euro.
Wichtig: Abwägen, ob kleine Behandlungen (z.B. 150 Euro) aus eigener Tasche sinnvoll sind, um die Rückerstattung nicht zu gefährden.
Strategie 5: Beihilfesatzänderungen nutzen (Beamte)
Ändert sich Ihr Beihilfesatz (z.B. durch Heirat, Kinder, Ruhestand), können Sie Ihren Tarif anpassen – ohne Gesundheitsprüfung.
Beispiel:
Lediger Beamter (50% Beihilfe) zahlt 220 Euro. Nach Heirat steigt die Beihilfe auf 70% → neuer Beitrag: 130 Euro.
Ersparnis: 90 Euro/Monat = 1.080 Euro/Jahr
Strategie 6: Gesundheitsbonus und Bonusprogramme
Einige Versicherer bieten Boni für gesundheitsbewusstes Verhalten:
- Nichtraucher-Bonus: 5 bis 10 Prozent Rabatt
- Sport-Bonus: Nachweis regelmäßiger Fitness
- Vorsorge-Bonus: Teilnahme an Check-ups
Ersparnis: 20 bis 50 Euro/Monat je nach Programm.
Häufige Fehler bei der Kostenkalkulation
Fehler 1: Nur den aktuellen Beitrag betrachten
Viele wählen den günstigsten Einstiegsbeitrag – und zahlen langfristig drauf, weil die Beitragssteigerungen drastisch ausfallen.
Lösung: Vergleichen Sie die Beitragsstabilität der letzten 10 Jahre. Ein 30 Euro teurerer Tarif mit 2 Prozent Steigerung ist langfristig günstiger als ein Billigtarif mit 5 Prozent Steigerung.
Fehler 2: Familienplanung ignorieren
Singles unterschätzen, wie teuer die PKV wird, wenn Partner und Kinder hinzukommen.
Lösung: Kalkulieren Sie mögliche Familienkosten ein – auch wenn Sie aktuell noch single sind.
Fehler 3: Versteckte Kosten übersehen
Pflegeversicherung, Krankentagegeld, Selbstbeteiligung – diese Kosten werden oft vergessen.
Lösung: Rechnen Sie mit dem Gesamtpaket, nicht nur dem Krankenversicherungsbeitrag.
Fehler 4: Beitragssteigerungen unterschätzen
„Die 350 Euro kann ich mir leisten” – aber können Sie sich auch 700 Euro in 20 Jahren leisten?
Lösung: Kalkulieren Sie langfristig mit 3 bis 5 Prozent jährlicher Steigerung und legen Sie Rücklagen an.
Fehler 5: Arbeitgeberzuschuss falsch einrechnen
Angestellte freuen sich über niedrige Eigenanteile – vergessen aber, dass der Arbeitgeberzuschuss bei Arbeitslosigkeit oder Selbstständigkeit wegfällt.
Lösung: Planen Sie auch für Szenarien ohne Arbeitgeberzuschuss.
Checkliste: Ist die PKV für Sie finanziell tragbar?
Ja, die PKV ist finanziell sinnvoll, wenn…
- ✅ Sie unter 40 Jahre alt sind
- ✅ Sie gesund sind (keine chronischen Erkrankungen)
- ✅ Sie single sind oder keine Familienplanung haben
- ✅ Ihr Einkommen stabil und hoch ist
- ✅ Sie finanzielle Rücklagen für Beitragssteigerungen haben (mindestens 3 bis 6 Monatsgehälter)
- ✅ Sie langfristig (20+ Jahre) planen können
- ✅ Sie als Beamter von der Beihilfe profitieren
Nein, die PKV ist finanziell riskant, wenn…
- ❌ Sie über 45 Jahre alt sind
- ❌ Sie Familie gründen möchten oder bereits Kinder haben
- ❌ Ihr Einkommen unsicher oder schwankend ist
- ❌ Sie sich die aktuellen PKV-Beiträge nur knapp leisten können
- ❌ Sie keine Rücklagen für Beitragssteigerungen haben
- ❌ Sie mit Einkommensrückgängen rechnen (z.B. Teilzeit, Elternzeit)
Prüfen Sie genau, wenn…
- ⚠️ Sie zwischen 40 und 45 Jahre alt sind
- ⚠️ Sie in naher Zukunft eine Familie gründen möchten
- ⚠️ Ihr Einkommen nahe der Versicherungspflichtgrenze liegt
- ⚠️ Sie selbstständig sind mit schwankendem Einkommen
- ⚠️ Sie leichte Vorerkrankungen haben
Fazit: PKV-Kosten sind kalkulierbar – wenn Sie langfristig denken
Die Kosten der privaten Krankenversicherung sind kein Geheimnis und auch kein Glücksspiel – sie sind kalkulierbar, wenn Sie die richtigen Fragen stellen und langfristig planen.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
1. Der Einstiegsbeitrag ist nur die halbe Wahrheit
Ein günstiger Einstiegsbeitrag mit 30 Jahren sagt nichts über die Kosten mit 50 oder 60 Jahren aus. Entscheidend ist die langfristige Beitragsstabilität.
2. Versteckte Kosten addieren sich
Pflegeversicherung, Krankentagegeld, Familienversicherung – planen Sie mit dem Gesamtpaket, nicht nur dem Krankenversicherungsbeitrag.
3. Familienplanung ist der größte Kostenfaktor
Für Familien ist die GKV meist deutlich günstiger wegen der kostenfreien Familienversicherung. Kalkulieren Sie diese Kosten ein, auch wenn Sie aktuell noch single sind.
4. Beitragssteigerungen sind unvermeidlich
Rechnen Sie langfristig mit 2 bis 5 Prozent jährlicher Steigerung. Legen Sie Rücklagen an, um Beitragssteigerungen abzufedern.
5. Es gibt Stellschrauben zur Kostenoptimierung
Selbstbeteiligung erhöhen, Tarifwechsel nutzen, Zusatzbausteine überprüfen – Sie können Ihre PKV-Kosten aktiv steuern.
6. Für Beamte ist die PKV fast immer günstiger
Die Beihilfe macht die PKV für Beamte deutlich attraktiver als die GKV.
Die PKV kann eine gute finanzielle Entscheidung sein – wenn Sie heute die richtigen Weichen stellen, langfristig kalkulieren und regelmäßig optimieren.
Wenn Sie diese Grundsätze beherzigen, mindestens 3 bis 5 Angebote einholen, die langfristige Beitragsentwicklung prüfen und Ihre Lebenssituation realistisch einschätzen, können Sie fundiert entscheiden, ob die PKV-Kosten für Sie tragbar und sinnvoll sind.



